Nichts bleibt verborgen by Knut Krueger

Nichts bleibt verborgen by Knut Krueger

Autor:Knut Krueger [Krueger, Knut]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783570156766
Herausgeber: cbj
veröffentlicht: 2013-05-01T22:00:00+00:00


Kapitel 16

»Hatte mich schon immer gefragt, wer hier eigentlich wohnt«, sagte Gustavsen und musterte die steinernen Löwen, die heute besonders hochnäsig in die Gegend guckten. »Hübsches Familienwappen übrigens, ich glaube, so was kann man für hundert Kronen im Internet bestellen.«

»Vielleicht haben sie es ja selbst entworfen«, entgegnete Ohlsen. »Nur dass sie statt der Hellebarden einen Staubsauger im Wappen führen sollten. Wollen wir dann?«

»Selbstverständlich.« Gustavsen drückte auf den goldenen Klingelknopf. Auf seinem Kamelhaarmantel, der heute Premiere hatte, ließen sich luftige Schneeflocken nieder. Die kleine Kamera über der Doppelgarage schwenkte in ihre Richtung. Sonst geschah nichts. »Das ist ja hier wie beim Geheimdienst.«

»Du siehst auch aus wie ein Geheimagent«, bemerkte Ohlsen spöttisch.

Gustavsen drückte noch mal. »Rita hat eben Geschmack.«

Es knackte in der Gegensprechanlage. »Ja, bitte?« meldete sich eine knisternde Frauenstimme.

Gustavsen nahm seinen Hut ab, warum auch immer. »Guten Tag, wir kommen von der Kriminalpolizei Oslo und hätten Ihnen gerne ein paar Fragen gestellt«, sagte er mit betont deutlicher Aussprache. »Wenn Sie bitte so freundlich wären, uns hereinzulassen.«

Die Gegensprechanlage verstummte. Sie warteten. Nichts geschah.

»Ich glaube, du warst eine Spur zu höflich«, sagte Ohlsen und drückte mehrere Sekunden lang auf die Klingel. Als es in der Gegensprechanlage rauschte, hielt er seinen Dienstausweis in die Kamera. »Hauptkommissar Ohlsen, Kriminalpolizei. Entweder, Sie machen uns jetzt die Tür auf, oder wir kommen mit einem Durchsuchungsbeschluss wieder.«

Es dauerte keine zwei Sekunden, bis die beiden Flügel des wuchtigen Eingangtores auseinanderglitten.

»Geht doch«, brummte Ohlsen.

»Ich wette, die haben auch einen Lift, mit dem man gemütlich nach oben fahren kann«, keuchte Gustavsen, während sie die steilen Stufen zum Eingang emporstiegen.

»Wenn du nicht so eine Couch-Potato wärst, würde dir das nichts ausmachen«, gab Ohlsen ungerührt zurück.

Am oberen Ende der Treppe erwartete eine braun gebrannte, gertenschlanke Gestalt die beiden Polizeibeamten. Ohlsen musste an eine stolze Aztekenpriesterin denken. Mit stramm nach hinten gebundenen Haaren und vor der Brust verschränkten Armen stand sie majestätisch auf dem Hügel, auf dem ihr Tempel errichtet war.

»Ohlsen, Kriminalpolizei«, wiederholte der Hauptkommissar, als sie sich gegenüberstanden. »Und das ist mein Kollege Gustavsen.« Dieser lüftete seinen Hut.

Die Frau mit dem wettergegerbten Gesicht, das von einer Vielzahl winziger Fältchen durchzogen wurde, streckte Ohlsen huldvoll ihre Hand entgegen. Vielleicht erwartete sie einen Handkuss. Gustavsen wischte sich den Schweiß von der Stirn.

Ohlsen ergriff ihre schmale Hand, die von einer Vielzahl kleiner Knoten und Schwellungen bedeckt war, und hielt sie für einen Moment fest. »Frau Granberg … Sie sind doch Frau Granberg, die Mutter von Magnus?«

»Ja, das bin ich.« Erst jetzt belebten sich ihre Gesichtszüge. Sie mochte etwa Anfang fünfzig sein und war so schmal, dass sie fast klapprig wirkte. Das grelle Make-up auf der lederartigen Haut verlieh ihr etwas Puppenhaftes.

»Ist etwas mit meinem Sohn?«, fragte sie mit unsicherer Stimme.

»Nun, wir würden Ihnen und Ihrem Sohn gern ein paar Fragen stellen. Es geht um den Brand auf dem Sportgelände seiner Schule, von dem Sie ja bestimmt schon gehört haben.«

Ihre Pupillen huschten unruhig hin und her. »Nein, ich …« Für einen Augenblick schien es ihr die Sprache verschlagen zu haben. »Mein Mann und ich sind erst gestern aus Spanien zurückgekommen, müssen Sie wissen.



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